Künftige Nutzung



Der um einen modernen Anbau erweiterte historische Zehentstadel wird künftig als Kulturzentrum der Stadt Hemau genutzt werden. Wichtige kulturelle Einrichtungen werden darin ihren Sitz haben: das neue Stadtarchiv und die neue Stadtbibliothek. Mit dem Rats- und dem Bürgersaal werden darüber hinaus zwei moderne multifunktionale Veranstaltungsräume zur öffentlichen Verfügung stehen.

Stadtarchiv


Über die Anfänge des Hemauer Stadtarchivs liegen keinerlei Nachrichten vor. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es spätestens seit der Erhebung des Ortes zum Markt, welche vor 1273 anzusetzen ist, ein kommunales Archiv gegeben hat. Mit dem Bestehen eines eigenen Rates ging nämlich in der Regel eine gesteigerte Verwaltungstätigkeit einher, die wiederum in Form von Urkunden, Amtsbüchern und Akten ihren schriftlichen Niederschlag fand.

Schon seit dem Bau des Alten Rathauses am Stadtplatz im Jahre 1471 wurden die als aufbewahrungswürdig erachteten städtischen Dokumente offensichtlich in einem Raum im zweiten Stock jenes Gebäudes verwahrt. Für die Betreuung dieser Registratur waren in der Regel die jeweiligen Stadtschreiber verantwortlich.

Als am 6. März 1779 das Fachwerk des Alten Rathauses in Flammen geriet, brannte das ganze Gebäude innerhalb von weniger als drei Stunden bis auf die vier Hauptmauern nieder. Damals ging auch ein sehr großer Teil der städtischen Urkunden, Amtsbücher und Akten unwiederbringlich verloren.

Wenn heute fast gar keine mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Archivalien aus Hemau mehr vorhanden sind, so muss dies allerdings noch eine andere Ursache haben. Denn als Johann Nepomuck Müller seine 1861 erschienene „Chronik der Stadt Hemau“ verfasste, konnte er nach wie vor auf eine ganze Reihe von Originaldokumenten aus der Zeit vor 1779 zurückgreifen. Deren Verlust kann also erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingetreten sein. Wie es scheint, waren die damaligen Stadtväter der Meinung, nach der gründlichen historischen Aufarbeitung durch Müller künftig auf die Originale des älteren Archivguts verzichten zu können. Eine aus heutiger Sicht fatale, wenngleich in der damaligen Zeit weit verbreitete Fehleinschätzung.

Im Oktober des Jahres 1993 verlegte die Stadtverwaltung ihren Sitz in das Neue Rathaus im Propsteigaßl 2. Das Alte Rathaus am Stadtplatz 4 wurde damals vollständig geräumt, folglich konnte auch das Archiv nicht länger an seinem jahrhundertealten Platz verbleiben. Die noch erhaltenen Bestände - im wesentlichen die archivwürdigen Unterlagen der Stadt Hemau seit dem Beginn des 19. Jahrhundert bis zur Gemeindegebietsreform sowie die übernommenen Registraturen der elf 1972 bzw. 1978 eingemeindeten umliegenden Landgemeinden - wurden allerdings aus Platzgründen nicht mit in das Neue Rathaus überführt, sondern mussten provisorisch in diverse Keller und Dachböden kommunaler Gebäude ausgelagert werden.

Älteste im Stadtarchiv erhaltene Pergamenturkunde
Urfehdebrief eines Hemauer Bürgers, 1. August 1441
(Stadtarchiv Hemau, Urkunden I, Nr. 2)


Erst jetzt, fast genau zehn Jahre später, ist es möglich, die verstreuten Archivalien in den neu geschaffenen Magazinräumen des sanierten und revitalisierten Zehentstadels wieder an einem Ort zusammen zu führen. Eine sachgerechte und sichere Unterbringung wird hier dauerhaft gewährleistet sein. Die EDVgestützte Erfassung und Verzeichnung der Bestände ist im Gange und wird im Laufe der nächsten Jahre abgeschlossen werden. Dank der nunmehr vorhandenen Räumlichkeiten ist künftig auch eine geregelte öffentliche Benützung möglich.Die neuen Räume des Stadtarchivs sind auf zwei Ebenen des an den Zehentstadel angebauten Funktionstraktes verteilt. Während sich die Anmeldung im 2. Stock befindet, ist das Magazin im Keller untergebracht. Die Anmeldung wird sowohl als Verwaltungsbüro als auch als öffentlicher Leseraum genutzt. Das Magazin, in dem eine moderne Rollregalanlage mit einem Fassungsvermögen von insgesamt rund 117 m3 untergebracht ist, dient als Archiv, Zwischenarchiv und Materiallager. Laut Satzung ist das Stadtarchiv die städtische Fachdienststelle für sämtliche Fragen des Archivwesens und der Geschichte der Stadt Hemau.

Es hat vor allem die Aufgabe, alle archivwürdigen Unterlagen (Akten, Amtsbücher, Urkunden und andere Einzelschriftstücke, Karten, Pläne, Bild-, Filmund Tonmaterial und sonstige Datenträger sowie Dateien) der städtischen Ämter sowie der städtischen Eigenbetriebe und Beteiligungsgesellschaften bzw. der jeweiligen Rechts- und Funktionsvorgänger zu archivieren. Das heißt konkret, das anfallende Archivgut zu erfassen, zu übernehmen, auf Dauer zu verwahren und zu sichern, zu erhalten, zu erschließen, nutzbar zu machen und auszuwerten.

Blick in das Magazin des Stadtarchivs mit moderner Rollregalanlage

Darüber hinaus ist es noch Aufgabe des Stadtarchivs, lokalhistorisches Dokumentationsmaterial zu sammeln und die Erforschung der Stadtgeschichte zu fördern. Das im Stadtarchiv Hemau vorliegende Archivgut kann grundsätzlich von allen natürlichen und juristischen Personen benützt werden, sofern ein berechtigter Auskunftsgrund oder Forschungsgegenstand glaubhaft nachgewiesen werden kann und keine Schutzfristen entgegenstehen. Für die Zulassung zur Archivbenützung ist ein schriftlicher Antrag zu stellen. Ein entsprechender Vordruck ist im Stadtarchiv erhältlich. Näheres ist der „Satzung für Aufgaben und Benützung des Stadtarchivs“ vom 26. Mai 2003 zu entnehmen.

Stadtbibliothek


Im Jahre 1950 hatte der Lehrer Franz Willfahrt mit dem Aufbau einer Jugendbücherei in Hemau begonnen. Diese war als Klassenbücherei anfangs noch in der alten Knabenschule in der Riedenburger Straße 10 untergebracht, bevor sie im Jahre 1953 in den Neubau am Laubenhardweg 5 kam und hier zunächst im Lehrmittelzimmer eine Bleibe fand. Ende 1954 zählte sie immerhin 295 Bücher und Hefte.

Am 25. Januar 1955 beschloss der Stadtrat in einer außerordentlichen Sitzung, die Trägerschaft für die Jugendbücherei zu übernehmen und sie damit zur öffentlichen städtischen Jugendbücherei zu erklären. Nicht zuletzt dank der nunmehr fließenden staatlichen Fördergelder konnte der zum ersten Leiter bestellte Franz Willfahrt den Bestand rasch auf 500 Buchtitel erweitern. Nach einer grundlegenden Inventarisierung und Katalogisierung wurde die Bibliothek am 11. Dezember 1955 im Rahmen einer Buchausstellung in der Eingangshalle der Knabenschule unter dem Namen „Städtische Volksbücherei Hemau“ feierlich eröffnet. Zwischenzeitlich auf 1390 Bände angewachsen, konnte sie vier Jahre später sogar in einem eigenen Schulraum aufgestellt werden.

Anlässlich der im Juni 1962 vorgenommenen Ehrung des mittlerweile zum Oberlehrer aufgestiegenen Franz Willfahrt zählte Bürgermeister Josef Ebenhöch die Volksbücherei Hemau stolz „zu einer der schönsten der Oberpfalz“. Sie hatte jetzt schon 2500 Buchtitel im Bestand. Doch je größer die Bibliothek wurde, desto stärker wuchs auch ihr Platzbedarf. Die angestrengten Bemühungen um eine geeignete Unterbringung sollten daher die nachfolgenden Jahre prägen. Als Ende 1966 mit der Errichtung des Erweiterungsbaus der Knabenschule begonnen wurde, musste die Volksbücherei provisorisch in den 1. Stock des Alten Rathauses am Stadtplatz 4 verlegt werden. Im Herbst 1967 konnte sie dann zwar einen eigens eingerichteten Bibliotheksraum in besagtem Erweiterungsbau beziehen, doch wegen des Bedarfs an einem weiteren Klassenzimmer musste dieser Raum schon seit Schuljahresbeginn 1969 wieder aufgegeben werden. Die Bibliothek wurde daraufhin abermals provisorisch untergebracht und zwar in einem viel zu kleinen Gruppenzimmer jener Schule.

Erst nachdem die neue Hauptschule am Mönchsbergweg 1, die zwischen 1973 und 1976 erbaut wurde, fertig gestellt worden war, standen wieder geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Volksbücherei sollte in ihnen beinahe dreißig Jahre lang ihren Sitz haben. Als zuletzt aber auch diese zu klein geworden waren und den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprachen, wurde erneut nach alternativen Standorten gesucht. Im sanierten und revitalisierten Zehentstadel konnte ein solcher gefunden werden. Hier sind nunmehr geradezu ideale Voraussetzungen gegeben, um dem kulturellen Auftrag einer öffentlichen Kommunalbibliothek in ansprechender und zeitgerechter Weise nachzukommen.

Die großzügigen und modern eingerichteten Räume der neuen Stadtbibliothek, in denen gemütliche Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen, erstrecken sich über das gesamte 1. Stockwerk des Gebäudekomplexes Zehentstadel. Nach einer gründlichen Bestandsbereinigung und einem nahezu kompletten Bestandsneuaufbau werden hier auf rund 320 Regalmetern mittelfristig etwa 13.000 Medien angeboten werden. Die wesentlich erweiterte Palette umfasst Kinder- und Jugendliteratur, Romane, Fach- und Sachbücher, Nachschlagewerke, fremdsprachige Literatur, Lernhilfen, Kassetten, CDs, CD-ROMs, DVDs und Zeitschriften. Internetzugänge und multimediale Recherchemöglichkeiten runden das umfassende Angebot ab. Medien, die sich nicht im Bestand der Bibliothek befinden, können durch die Fernleihe vermittelt werden.

Der Gründer der Städtischen Volksbücherei Hemau,
Lehrer Franz Willfahrt, am Tag ihrer feierlichen Eröffnung. 11.12.1955

Die Stadtbibliothek ist ihrer Satzung zufolge eine freiwillige gemeinnützige öffentliche Einrichtung der Stadt Hemau. Sie steht jedermann offen und dient durch ihre Bereitstellung von gedruckten und digitalen Medien sowie durch ihre Informationsvermittlung dem kulturellen Leben der Stadt sowie der allgemeinen Information, der Fort-, Aus- und Weiterbildung, dem Studium, der Berufsausübung und der Freizeitgestaltung der Bürger.

Die Benutzung ist bis auf weiteres kostenlos, lediglich für den Leseausweis ist eine kleine Gebühr zu entrichten. Die Anmeldung erfolgt mittels eines entsprechenden Formulars, das bei Kindern bis zur Vollendung des 13. Lebensjahres auch von einem Erziehungsberechtigten zu unterschreiben ist. Die derzeit gültige „Satzung für die Benutzung der Stadtbibliothek Hemau“ vom 26. Mai 2003 sowie die ergänzenden Regelungen für EDV-Arbeitsplätze und die Gebührenund Kostenordnung sind in den Räumen der Stadtbibliothek einsehbar.

Blick in die neuen Räume der Stadtbibliothek

Bürger- und Ratssaal


Bereits in dem im Jahre 1471 erbauten Alten Rathaus am Stadtplatz gab es einen „Bürgersaal“ und ein „Rathzimmer“. Laut Johann Nepomuck Müller, dem Verfasser der „Chronik von Hemau“ aus dem Jahre 1861, befanden sich beide Räume zusammen mit der Registratur im zweiten Stockwerk dieses Gebäudes, wobei offensichtlich noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Bürgersaal „gar viel alte Schlachtschwerter, Schilde, Lunten, Radbüchsen, Doppelhacken, Armbrüste, Pfeile und Hellbarden“ aufbewahrt wurden.

Der heutige Bürgersaal ist im Erdgeschoss des historischen Zehentstadels untergebracht. Er bietet je nach Bedarf für 100 bis 120 Sitzplätze Raum. Damit eignet er sich bestens für Autorenlesungen, Konzerte, Theateraufführungen, Versammlungen und Vorträge jeder Art. Auch der Durchführung von Ausstellungen und Vernissagen steht nichts entgegen, da der Bürgersaal mit den für solche Zwecke notwendigen Aufhänge- und Beleuchtungsvorrichtungen ausgestattet ist und im Bereich des Foyers über die erforderlichen sanitären Einrichtungen hinaus auch eine kleine Teeküche zur Verfügung steht.

Der moderne Ratssaal befindet sich dagegen im beeindruckenden Dachstuhl des altehrwürdigen Getreidespeichers. Dieser Raum verfügt über ca. 40 Sitzplätze an den Sitzungs- und Konferenztischen sowie über ca. 25 weitere Sitzplätze für Zuhörer. Er ist ferner mit einer leistungsfähigen Multimedia-Einrichtung ausgestattet, das heißt, dass neben einer EDVAnbindung an den Zentralrechner des Rathauses auch Leinwände und Beamer sowie eine Lautsprecheranlage vorhanden sind.

Eingang zum Bürgersaal

Der Ratssaal kann deshalb nicht nur als Versammlungsort für die Sitzungen des Stadtrats und seiner Ausschüsse genutzt werden, sondern er eignet sich in besonderer Weise auch für Vorträge, Lesungen und Diskussionsforen etc. im kleineren Rahmen.

Beide Säle stehen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Anträge auf Benutzung sind an die Stadtverwaltung Hemau zu richten.

Eingang zum Ratssaal