Anfänge der Wasserversorgung in der Stadt Hemau

Das Amt Hembaur
Ligt im Tongründl an der Bairischen Greniz
in einem gueten Traid und Holz boden,
welcher, obwohl kein fliesend Wasser, noch
Brun darin, auser was an den Grenizen,
muste er doch offt groser Wasser Güsse hal-
ben noth leyden, wann es ohn die Steingrue-
ben und Schauerlöcher wäre.
Die Häuser seyend maisten Theils mit
Tachsteinen, so man darin bricht,
gedeckt, also in mangel Wassers
Vorm Feüer bewehrt.
Das Amt Hemau
liegt im Tongründl an der Bairischen Grenze
in einem guten Getreide und Holzboden,
welcher, obwohl kein fließend Wasser, noch
Brunnen darin, außer was an den Grenzen,
mußte er doch oft großer Wassergüsse hal-
ben Not leiden, wenn es ohne die Steingru-
ben und (Regen-)Schauerlöcher wäre.
Die Häuser sind meistenteils mit
Dachsteinen, so man darin bricht,
gedeckt, also in Mangel Wassers
vor dem Feuer geschützt.

(Originalbeschreibung des Pflegamts Hemau von 1598 durch Christoph Vogel)

Verf.: Bauer Lothar, Stadtarchiv Hemau:

Abb.: "Maschinen und Maschinenhaus der Wasserleitung v. Hemau im Laaberthal bei Friesenmühl" (Postkartenbeschriftung mit handschriftl. Datumseintrag vom 26. Aug. 1901)

Die Hochebenen der Jura gelten von jeher als eine der wasserärmsten Gegenden der Oberpfalz, deren ungefähren Mittelpunkt die Stadt Hemau bildet.

Abgesehen von den Tälern der Schwarzen Laber, der Kleinen Laber bei Breitenbrunn und der Altmühl findet sich sonst nirgends eine Quelle oder ein Brunnen, der das sogenannte Grundwasser lieferte.
Mit großer Sorgfalt wurde in früherer Zeit das Regenwasser gesammelt und Zisternen geleitet; bei längerer Trockenzeit gab es immer wieder Wassernot.
Während der Winterszeit mussten die Leute Schnee und Eis schmelzen, um Wasser für ihr Vieh zu erhalten; im Sommer fuhren die Leute tagtäglich stundenweit in die Täler, um das notwendige Wasser für den Haushalt und den Viehbestand herbeizuschaffen.
In der Stadt Hemau selbst versuchte man, diesem Wassermangel dadurch Abhilfe zu schaffen, dass man einen großen Teich anlegte oder die früheren Stadtgräben zu Wasserbehältern herrichtete. 

„Bei solchen Verhältnissen muß es uns um so interessanter sein, daß vor mehr als sieben Jahrhunderten, zur Zeit der Stiftung des Klosters Prüfening, in der nächsten Nähe Hemaus zwischen Arnest und Langenkreut dennoch eine Quelle existierte, die im Laufe der Zeiten verschwand, sich einen unterirdischen Ausweg suchte, und im » Altmühltale bei Schloß Brunn wieder hervorbrach, so kaltes Wasser führend, daß es Pferden, die davon trinken, tödlich werden soll „aquas, equis experientia teste mortiferas". (Auszug aus Monumenta boica, lat.)
Im Jahre 1588 machte der Brunnenmeister von Burglengenfeld einen Versuch, in der Umgebung Hemau´s Quellwasser zu finden, legte zu diesem Zwecke den nordöstlich von der Stadt befindlichen schwarzen See - sog. Haferlweiher - trocken, und nahm auf dessen Bodenfläche und in den angrenzenden bewaldeten Parzellen mehrfache Nachgrabungen vor. Seine wohlgemeinten Bemühungen blieben übrigens, wie voraussichtlich, ohne den gewünschten Erfolg." (J. N. Müller, Chronik der Stadt Hemau. Nach den verlässigsten archivalischen Quellen bearbeitet und herausgegeben, Regensburg 1861, S. 12 f., 135)
denn:

„Sprichwörtlich war allezeit der Wassermangel von Hemau und der Notbehelf in dortiger Gegend durch die sogenannten     » Wasserhüllen, worunter keineswegs echte » Cisternen verstanden werden dürfen, sondern lediglich Behälter für das angesammelte Regenwasser der » Dachtraufen." (Fr. W. Walter, Topische Geographie von Bayern, 1844 - bavar. 4747 d)

Schon früh und häufig, wie beispielsweise im Jahre 1835 plante die Stadt Hemau den Bau einer Wasserleitung; letztendlich begonnen und fertiggestellt wurde sie aber erst im Jahre 1864. Noch kurz zuvor bestand in der Stadt Hemau ein erheblicher Wassermangel:

"Nachdem in den Jahren 1863 und 1864 die sämtlichen Wasserbehälter leer waren und in hiesiger Stadt ein akuter Wassermangel bestand, so mußten die Einwohner der Stadt Hemau ihren Wasserbedarf aus dem 1/8 Stunden entfernt gelegenen grossen [!] Wasserbehälter sogenannten Sieber beziehen. Die sämtlichen Fuhrwerke mußten über die Wiesen des Josef Paulus und Josef Seitz ihren Weg nehmen; da nun die Grundstücke bedeutenden Schaden erlitten, so wurde an dieselben als Entschädigung hierfür in Abführung gebracht 1 fl. 30 kr." (Stadtarchiv Hemau, Stadtkammerrechnung 1864/65, X. 7. Nr. 132, Zitat)

Solche Bedrängnisse für die Bevölkerung haben die schnelle Ausführung eines ohnehin schon seit langem bestehenden Vorhabens wohl erneut und in verstärktem Maße vorangetrieben:

Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 90, Akt 51/2, vorhabende » Wasserleitung 1835 bet.
Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 90, Akt 24, Herstellung einer » Wasserleitung 1862. 2 Faszikel (Kostenvoranschlag)

Finanziert wurde die Herstellung der Wasserleitung, indem "...unser Höchstseliger und unvergeßlicher König Max II. in huldvollster Munifizenz der Stadt Hemau ein Geschenk von mehrjährigen Zuschüssen im Betrage von 10,000 fl. zur Herstellung einer Wasserleitung allergnädigst zu gewähren ruhten und dann die noch abgängigen Kosten durch erbetene gnädigste Bewilligung des lokalen Malzaufschlages und einige freiwillige Beiträge der darmaligen Bürgerschaft mit einer veranschlagten Summe von 32,000 fl... " beglichen wurden. (Zitat aus dem » Festbericht vom 27. September 1864 zur Vollendung und Eröffnung der Wasserleitung)

Im August des Jahres 1864 sieht man mit Freuden der Vollendung der heißersehnten Wasserleitung und der Eröffnung derselben im Herbst entgegen, die den Chroniken zufolge "... eine große Wohltat für die Stadt [ist], und alle, die sich an der Durchführung betheiligt haben, hinterlassen ein gesegnetes Andenken bei Kindern und Enkeln." In einer feierlichen » Einweihungsfeier wird das historische Ereignis entsprechend gewürdigt.

Ein zu einem späteren Zeitpunkt erstellter Bericht kommt zu dem Befundergebnis:
„Die im Sommer 1864 hergestellte Wasserleitung für Hemau entspricht vollkommen und liefert täglich aus der eine Stunde weit im Laberthale entfernten Quelle 942 Eimer guten Trinkwassers - eine große Wohltat für die Bewohner Hemau´s, welche bisher nur Cisternenwasser zu genießen hatten." (General-Bericht über die Sanitäts-Verwaltung im Königreich Bayern; 4. 1863/65. - 1868)

Am Sonntag, den 25. September 1864 wurde die neue Wasserleitung » feierlich eingeweiht und es floss erstmals Wasser aus » 6 Brunnen, die einst im Stadtgebiet aufgestellten waren.
Der » Hauptbrunnen befand sich am "Platze neben dem Rathause", wo bereits im Jahre 1828 "durch Umwandlung der Kögelhülle ein Gemeinde-Brunnen" errichtet worden war.
"Für die Reinigung der Stadtbrunnen von Koth [!] und Schlamm wurden im Jahre 1865 dem Josef Schall 2 fl. 48 kr. bezahlt." (Stadtarchiv Hemau, Akten I, Fach 90, Akt 3)

» 1864 Maschinbau und Wasserrad (PDF)

» 1864 Haupt- und Nebenbrunnen im Stadtgebiet (PDF)
Nach Fertigstellung der Wasserleitung wurde die gesamte Stadt von den oben erwähnten » 6 Brunnen versorgt, die einst im inneren Stadtgebiet planmäßig verteilt waren.
Diese Brunnen fassten insgesamt 648 Eimer Wasser, während die Wasserleitung täglich 942 Eimer Wasser lieferte. Das überschüssige Wasser von 294 Eimer Wasser wurde daher von der Stadtgemeinde Hemau an Privatpersonen verpachtet.
Der einstige » Brunnen in der Nähe des Geschäftshauses Schneeberger wurde zu Beginn des 20. Jahrhundets aufgelassen; der öffentliche Hauptbrunnen auf dem Stadtplatz neben dem früheren Rathaus wurde erst 1927 entfernt. Er war mit Gußeisenplatten umrandet, auf der Wasserspendersäule thronte fähnleinhaltend der Heilige Georg. Diese Gußeisenplatten überdeckten später in den Jahren 1967/68 die abwasserführenden Gräben an der Regensburger Straße, der Verbleib des gußeisernen Hl. Georg hingegen ist unbekannt. (H. Schuster, Vom Leben auf dem Tangrintel. Ein heimatgeschichtliches Lesebuch, 2001, S. 49 f.)

» 1868 Wasserversorgung (PDF)

Zuletzt im Jahre "1853 ließ der Magistrat an der Beratzhauserstrasse neue Wasserbehälter anlegen", bevor man im Jahre 1864 die neue Wasserleitung verlegte.
(J. N. Müller, Chronik der Stadt Hemau. Nach den verlässigsten archivalischen Quellen bearbeitet und herausgegeben, Regensburg 1861, S. 274)

» 1871 Herstellung einer "Wöhr" bei Hochwasser (PDF)

Im Jahre 1871 erhält der Beratzhausener Steinhauer Kaspar Steiner von der Stadt Hemau den Auftrag für die "Herstellung einer Wöhr [Wehr]" [Schutzbau, hier insbesondere zur Abwehr von Hochwasser, Anm. d.V.] auf Pfahlroststäben über die Laber mit zwei Zugschützen zum Ablassen des Hochwassers am Maschinenhaus bei der Hemauer Wasserleitung
Im Verlaufe der Zeit kam es im Uferbereich der "Schwarzen Laber" im wieder zu bedrohlichen Überschwemmungen - wie beispielsweise am 23.02.1970 -, weshalb eine Erhöhung des Wasser- und Stauwehres dringend erforderlich erschien.

» 1873 Brunnenmeister, Brunnen- und Wasserwarte (PDF)

Man darf wohl annehmen, dass für die Brunnen, Wasserleitungen wie auch das Maschinenhaus schon früh jemand mit den nötigen Wartungsarbeiten beauftragt wurde. Für das Jahr 1873 ist ein "Brunnenmeister" in der Person des Schlossers Johann Heilingmeyer namentlich gesichert, der laut Rechnungsbelegen aus dem Jahre 1873 auch für die Wartungsarbeiten an dem Maschinenhaus zuständig war. Die Geschäfte des Wasserwarts wurden bis zum Jahre 1964 nebenberuflich ausgeübt; ab dem 01.12.1964 wurde erstmals ein hauptberuflicher Wasserwart eingestellt. Seit nunmehr mehreren Generationen liegt die Betreuung der Wasserversorgung in den Händen der Familie Böhm - Vater Georg, den Söhnen Josef und Hans sowie dem Enkel Ernst Böhm. Im Jahre 1945 wurde übrigens dem "Wasserwart Böhm" zur schnellen Erledigung seiner Aufgaben von dem damaligen Stadtrat ein Motorrad bewilligt.

» 1900 Wasserkraftwerk Friesenmühle (PDF)

Da das Maschinenhaus aus den Gründerjahren den Erfordernissen der Zeit nicht mehr gerecht wurde, plante das königl. Techn. Büro für Wasserversorgung mit Sitz in München um 1900 einen Neubau, der in seiner Ausführung größtenteils von der Nürnberger Firma Brochier stammt.

» 1901 Gemeinde-Statut (PDF)

Benützung der Wasserleitung der Stadt Hemau, den 26. März 1901

» 1910 Hemauer Wasserversorgungs=Gruppe (PDF)

Am 5. Juli 1910 wurde "mit Allerhöchstem Signat seiner Königlichen Hoheit Prinz Luitpold" dem Verein "Hemauer Wasserverorgungsgruppe" als einem Verein des öffentlichen Rechts nach Maßgabe der beiliegenden Satzung die Rechtsfähigkeit verliehen.

Eine sog. "Wasserversorgungsanstalt" begegnet bereits in einer » Inventarliste aus dem Jahre 1868 und einige Zeit später in der Stadtkammerrechnung aus dem Jahre 1872, Tit. XIII erwähnt, s.v. Ausgaben:"Geleistete Vorschüße [!]: An die Wasserversorgungs=Anstalt dahier wurde behufs Bestreitung der laufenden Ausgaben ein Vorschuß geleistet von 256 fl. 2 kr".Im Jahre 1873 hatte das sog. » "städtische Wasserwerk" laut Stadtkammerrechnung bereits einen Gesamtkostenaufwand von 800 fl. 7 1/2 kr.

Mit Genehmigung der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern vom 28.8.1954 wurde der Wasserverband "Hemauer Wasserversorgungsgruppe" aufgelöst. Die Aufgaben und Verbindlichkeiten des aufgelösten Verbandes übernahm mit Beschluss vom 14.6.1954 der gebildete "Zweckverband zur Wasserversorgung der Hemauer Gruppe".

» 1911 Alter Wasserturm (PDF)

Die angrenzenden, damals noch selbständigen Gemeinden Kollersried, Langenkreith und Klingen bemühten sich um eine zentrale Wasserversorgung. Deshalb wurden umfangreiche Baumaßnahmen mit einem Gesamtaufwand von 120 000 Mark durchgeführt.
Am Schönberg entstand ein neuer Hochbehälter mit 15 m³ Fassungsvermögen sowie zwei Ausgleichsbehälter in Berghof und Hennhüll. Das gesamte Versorgungsnetz wurde um 20 500 Hauptleitungen, 200 Hausanschlüsse und 80 Hydranten erweitert.

» 1939 Brunnen I Labertal (PDF)

Am Standort Brunnen I Labertal wurde 1939 als Ersatz für den ersten Brunnen aus dem Jahre 1864 und dem zweiten von 1900 ein neuer Brunnen benötigt. Dieser wurde mit einer Tiefe von 26,6 m und einer Schüttung von 12 l/sec. gebaut. Im Wasserkraftwerk wurde die liegende doppelwirkende Kolbenpumpe gegen eine stehende „Amag Hilpert" Drillingskolpenpumpe mit einer Leistung von 5 l/sec. ausgetauscht. Ebenso wurde der Druckwindkessel ausgetauscht, da er nicht mehr den geltenden Vorschriften entsprach.

» 1946-1953 Wasserkraftwerk Friesenmühle (PDF)

Die überalterte Wasserkraftanlage bei Friesenmühle wurde im Jahre 1946 neu entworfen und in den Folgejahren 1949/53 umgebaut; das Stauwerk und das Maschinenhaus wurden von der Firms Pappi aus Laaber neu errichtet. Eine moderne Kaplan Turbine mit Regler der Marke Meier/Brackwede und einen AEG Generator lieferte die Firma Kraus-Maffei. Die Leistung des Wasserkraftwerkes wurde dadurch auf 28 KW erhöht.
Maßaufnahmeplan und » Außenansichten des Wasserwerkes nach der Renovierung mit Fresken von » Leo-Katzmeier: „Allegorische Darstellung der Wasserversorgung"

» 1963 Neubau eines Wasserturms (PDF)

Für den wesentlich höheren Wasserbedarf reichte der alte Wasserturm aus dem Jahre » 1911 nicht mehr aus und es wurde in den Jahren 1962-1965 in Hemau ein neuer Hochbehälter errichtet.

» 1962-1965 Brunnen II Birkenhof (PDF)

Aufgrund der Ansiedlung einer Bundeswehrgarnison mit Errichtung einer Kaserne und eines Munitionslagers in Hemau musste die Wasserversorgung den neuen Bedürfnissen angepasst werden
Aus diesem Grunde wurde ca. 2 km nördlich von Hemau ein neuer Brunnen gebohrt mit der offiziellen Bezeichnung Brunnen II Birkenhof.

» 1988-1992 Brunnen III Beilnstein (PDF)

Aufgrund der Probleme mit dem belasteten Wasser vom Brunnen I und den teilweise bis zu 75 Jahre alten Anlagenteilen wurde das gesamte Anlagennetz überarbeitet.
Um die Versorgungssicherheit für die nächsten Jahrzehnte zu gewährleisten, entschloss man sich, einen neuen Tiefbrunnen im Doggerbereich einschließlich Aufbereitung zu bauen.
Als Brunnenstandort wurde von den Geologen der Hang des Labertales ca. 3 km nordöstlich von Hemau ausgewählt. Er trägt die Bezeichnung Brunnen III Beilnstein.

» 1996-2010 Baumaßnahmen (PDF)

2011 Inbetriebnahme der Fischtreppe am Brunnen I Labertal 


Bild:
Kolorierte Federzeichnung des Amtes und Gerichtes
Hemau von Jörg Knod aus dem Jahre 1561 in einer
von Carl von Flad angefertigten Kopie (2. H. 18. Jh.)
(Bayerisches Haupstaatsarchiv München, Plansammlung Nr. 988)