Stadtentstehung

Wie in vielen anderen Orten hatte sich auch hier das Volk eine Sage um die Entstehung des Ortes Hemau ausgedacht, die aber in unserem Falle einer historischen Grundlage entbehrt. Vor vielen Jahren hatte sich dort, wo heute das Dorf Schacha steht, das edle Rittergeschlecht "von Hem" ein Herrenhaus, eine Burg, errichtet.

Als der Ritter und der Knappe "von Hem" ruhmvoll im Kampf gegen die Heiden gefallen waren, blieben von diesem Rittergeschlecht nur noch zwei Ritterfräulein übrig. Diese waren sehr christlich erzogen. Sie lebten gottgläubig, sittsam und rein, beteten fleißig und vollbrachten fromme Werke. Die beiden Schwestern liebten einander so sehr, daß es ihr größter Wunsch war, gemeinsam zu sterben und in den Himmel zu kommen. Der Herrgott erhörte ihr Gebet und ließ sie in einer Nacht gleichzeitig sterben.

Schon vor ihrem Tod hatten sie die Anordnung getroffen, ihre Leichname auf einen von zwei weißen Stieren gezogenen Wagen zu betten, die Stiere anzutreiben und die beiden Frauen dort, wo das Gespann stehenbleibe, zu begraben. Über ihrem Grabe sollte man dann ein Kirchlein errichten.

So geschah es. Das Gefährt fuhr nach Westen und blieb auf einem Hügel, dem Mönchsberg stehen. Dort begrub man die beiden Ritterfräulein und erbaute über ihrem Grabe eine Kapelle, später sogar eine Kirche. Bald schon siedelten sich um das Gotteshaus viele Menschen an und so entstand der Ort "Hembaur", das heutige Hemau

Wie lange das Gebiet um Hemau schon besiedelt ist, lässt sich nicht nachweisen. Es ist jedoch als sicher anzunehmen, daß bereits die Kelten, wenn auch nur zeitweise, in diesem Bereich gelagert haben, um dann nach einigen Jahren nach Erschöpfung des Bodens wieder einige Kilometer weiterzuziehen. Die beiden Viereckschanzen, Heiligtümer der Kelten, in unserem Gemeindebereich zeugen davon, dass sich Kelten hier irgendwo zwischen Laber und Altmühl niedergelassen hatten. Eine dieser Viereckschanzen, das sog. "Schanzl", befindet sich nordöstlich der Bundeswehrgarnison in Richtung Laufenthal, die andere, die sog. "Römerschanze", liegt nördlich von Thonlohe.

In den Chroniken findet man den Ort Hemau aber erst seit Beginn des 12. Jahrhunderts, und zwar im Laufe der Zeit in verschiedener Schreibweise wie Hembure, Hembur, Hempuren, Hempur, Hembour, Hemwur, Hembau und schließlich Hemau. Dabei wurde dieser Name immer wieder mit dem Zusatz "die Stat uf dem Tangrintel" (die Stadt auf dem Waldrücken) versehen.

Am 6. Mai 1007 gründete Heinrich II. (973-1024), der spätere Kaiser, das Bistum Bamberg und beschenkte es von 1007 bis 1017 mit vielen Ländereien vor allem aus dem bayerischen Raum. Eines dieser Güter war laut in Frankfurt ausgestellter Schenkungsurkunde vom 1. November 1007 das Waldgebiet auf dem Tangrintel mit dem Königsgut "Scambah" (Hohenschambach) und dazugehörigen Dörfern.

Im Jahre 1109 werden nun auch Hemau und einige Ortsteile, die damals bereits bestanden, erstmalig in der Chronik genannt.
Bischof Otto I. der Heilige, der das Amt des Bischofs in Bamberg von 1103 bis 1139 innehatte, schuf nämlich im Februar 1109 das Benediktinerkloster St. Georg in Prüfening bei Regensburg, an der Donau, gegenüber der Naabmündung.

Zur Güterausstattung, d.h. zu den vom Kloster zu verwaltenden Gütern, gehörten laut überlieferter Donationsurkunde und dem Codex Traditionum des Benediktinerstiftes Prüfening aus dem 12. Jahrhundert unter anderem die Orte

  • Scambah - Hohenschambach
  • Chokerthal - Kochenthal
  • Scachen - Schacha
  • Hembur - Hemau
  • Clingin - Klingen
  • Windewinkele - Winkl
  • Boulid - Bachleiten
  • Stadala - Stadla
  • Sconeberg - Schönberg
  • Arnust - Arnest
  • juxta fontem - Langenkreith
  • Niuwenchirche - Neukirchen
  • Wolmutesdorf - Wollmannsdorf
  • Waltenhoven - Waltenhofen
  • Sneitbuhel - Schneitbügl
  • Koserokesruith - Kollersried

 

Das Kloster selbst wurde unter Abt Erminold mit Mönchen besetzt, die die Aufgabe hatten, zum Kloster gehörige Gebiete zu unterhalten, zu roden und landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Bald danach fanden in dem "Distriktus Tangrintel" auch ausgiebige Rodungen statt. Derartige Gebiete oder Bezirke wurden damals vielfach vom Grundeigentümer, dem Lehensherrn, an weltliche Herrscher, die Lehensmänner, als Lehen übergeben gegen die Leistung von Kriegsdienst und treuer Gefolgschaft.

So wurden auch die hiesigen Besitztümer des Klosters Prüfening an verschiedene Grafen belehnt.Im Jahre 1107 war es Graf Beringar von Sulzbach, der seinen Sitz in Beilngries hatte und wahrscheinlich Stammvater der Grafen von Sulzbach war. Danach findet man in den Chroniken die Grafen von Sulzbach, die Regensburger Burggrafen, die Grafen von Greglingen, die Grafen von Dollenstein und schließlich die mächtigen Grafen von Hirschberg, die vorher schon einige Grafschaften im Altmühltal erworben hatten.

Die Grafen von Hirschberg waren es auch, die in Hemau auf dem Mönchsberg eine Burg mit einem über 130 Fuß hohen Turm errichteten und zwar an der Stelle, wo heute das Vermessungsamt steht.

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde auch die alte Handelsstraße Nürnberg-Regensburg, die ursprünglich im Labertal verlief, auf den Waldrücken über Hemau verlegt.

Sitzungssaal im Alten Rathaus, Wandfresko von Leo Katzmeier

Schon Friedrich Barbarossa fuhr auf dieser Straße. Er schreibt in einer Urkunde vom 30. Juni 1174: "Auf dem Wege von Nürnberg nach Regensburg 'aput Hembur' (über Hemau)."Angelockt von dem steigenden Verkehr auf der neuen Handelsstraße und im Schutze der Burg ließen sich viele Ansiedler hier nieder. Hemau wurde Raststätte für viele Händler und konnte sich dadurch gut entwickeln. Viele neue Gehöfte und Weiler entstanden in dieser Zeit.

Sitzungssaal im Alten Rathaus, Wandfresko von Leo Katzmeier

Bischof Otto von Bamberg übergab am 11. Dezember 1138 dem Kloster Prüfening den Meierhof (Mönchshof) in Hemau samt anderen Besitzungen. Dieser Meierhof stand dort, wo heute das Propsteigebäude steht.Die Schenkungsurkunde wurde von Papst Innozenz am 20. Oktober 1139 bestätigt.

Ursprünglich gehörte Hemau zur Pfarrei Hohenschambach. Das sollte sich aber in einigen Jahrzehnten danach ändern.

Am 22. Juli 1125 wurde die Kirche in Hemau zu Ehren der ungeteilten Dreifaltigkeit, zu Ehren der Mutter Gottes und im Besonderen zu Ehren des heiligen Täufers Johannes von Bischof Otto I. von Bamberg persönlich geweiht. Es war eine Basilika, eine Kirche ohne Turm, die an der gleichen Stelle stand, an der unsere heutige Pfarrkirche steht.

Im Jahre 1224 finden wir in den Chroniken einen Pfarrer "Eglolfuß, plebanus in Hembur". Daher muss in den Jahren oder Jahrzehnten vorher Hemau eigenständige Pfarrei geworden sein.

Damit war auch die einstmalige Vormachtstellung Hohenschambachs auf dem Tangrintel gebrochen.

Im Jahre 1294 wird auch erstmals urkundlich ein Richter erwähnt. Kurze Zeit vorher hatte Hemau nämlich die "nieder Gerichtsbarkeit" erhalten, die aus einem Richter und zwölf Schöffen bestand. Dieses Gericht war auch für Blutgerichtsfälle zuständig.

Am 3. März 1294 schenkte Graf Gebhard VII. von Hirschberg laut Testament große Teile seines Besitztums, u. a. auch das Tangrinteler Gebiet und den Paintener Forst, seinem Verwandten, Herzog Ludwig II. dem Strengen.

Sitzungssaal im Alten Rathaus, Wandfresko von Leo Katzmeier

Als dieser letzte Graf der Hirschberger, Gebhard VII., am 4. März 1305 verstorben war, fiel der gesamte Besitz an die Söhne des schon 1294 verstorbenen Wittelsbacher Herzogs Ludwig II. des Strengen, nämlich an die Herzöge Rudolf und an Ludwig von Bayern.

Lehensherr blieb freilich der Bischof von Bamberg, der die Schenkung bestätigte und den Tangrinteler Bezirk den beiden Herzögen zu ewigem Lehen übertrug.

Trotzdem wechselten hier in den Jahren danach infolge wiederholter Verpfändungen mehrfach die weltlichen Herrscher.

Sitzungssaal im Alten Rathaus, Wandfresko von Leo Katzmeier

Der Ort Hemau scheint bis etwa in die Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Dorfsiedlung gewesen zu sein. Um diese Zeit muß es von einem Hirschberger Grafen zum Markt erhoben worden sein. In einer Urkunde vom 2. August 1273 bestätigt Hademar von Laaber: "in foro Hembur" (im Markt Hemau).

Die Bezeichnung "oppidum" (Stadt) findet man erstmals in dem Lehensbrief des Bamberger Bischofs Wulfing vom 3. Dezember 1305, in dem Hemau und der "Distriktus Tangrintel" den beiden Herzögen Rudolf und Ludwig zu ewigem Lehen übergeben wurde.

Wann genau Hemau zur Stadt erhoben wurde, ist noch nicht nachgewiesen. Ebenso wenig ist bekannt, wer Hemau zur Stadt erhoben hat. Es können bereits die Grafen von Hirschberg gewesen sein, die ohnehin viel für die Stadt Hemau getan haben, oder aber erst die Herzöge Rudolf und Ludwig.

In einem Brief vom 12. März 1350 erteilt Ludwig der Brandenburger, der Sohn des Kaisers, der Stadt Hemau erneut das Stadtrecht.

Mit der Erhebung zur Stadt wurde zwangsläufig auch eine Stadtbefestigung notwendig, deren Bau sich aber über viele Jahre in Abschnitten vollzog.

Diese Befestigungsanlage bestand ursprünglich aus einer Ringmauer mit gedeckten Sturmgängen und zwölf Wehrtürmen. Um diese Mauer hatte man tiefe Gräben gezogen. Es gab anfangs auch nur zwei Stadttore. Das untere Tor stand etwa dort, wo der Ringweg die Regensburger Straße kreuzt. Das obere Tor befand sich an der Stelle, wo die Beratzhausener Straße in den Oberen Stadtplatz einmündet, etwa beim "Gasthof zur Post".

Im Jahre 1470 wurde Hemau Haupt-Mautstation auf der Strecke Nürnberg-Regensburg.

 

Bayern war seit dem 28. März 1255 durch die beiden Herzöge Ludwig II. und Heinrich XIII., Söhne Otto des Erlauchten, in zwei Herzogtümer geteilt. Der östliche Teil mit der Residenzstadt Landshut, in dem Heinrich der XIII. residierte, erstreckte sich damals etwa von der Further Senke bis zum Wolfgangsee. Der westliche Teil mit der Residenzstadt München, in dem Ludwig II. residierte, reichte ungefähr vom heutigen Oberbayern über Ingolstadt bis in den Nordgau, zu dem auch Hemau gehörte.

Als im Dezember 1503 der Landshuter Herzog Georg der Reiche (1455-1503) ohne männliche Nachkommen starb, sollte die ältere seiner beiden Töchter, Elisabeth, die mit dem Pfalzgrafen Ruprecht verheiratet war, mit ihren beiden Söhnen Ottheinrich (1502) und Philipp (1503) die Nachfolge antreten. Das verstieß aber gegen das bestehende Erbrecht. Da der Münchener Herzog Albrecht der Weise auf seinem Erbrecht bestand, kam es zum Landshuter Erbfolgekrieg.

Durch Kaiser Maximilian, der mit seinen Truppen eingreifen musste, wurde 1505 der Krieg beendet. Nachdem der Pfalzgraf Ruprecht und seine Frau Elisabeth ohnedies 1504 verstorben waren, wurden nun Oberbayern und Niederbayern unter Herzog Albrecht dem Weisen nach zweieinhalb Jahrhunderten wieder ein Land.

Für die beiden unmündigen Söhne wurde jedoch aus dem bayerischen Gebiet nördlich der Donau das neue Fürstentum der "Jungen Pfalz" mit Neuburg als Residenz gebildet. Das waren Landesteile, die von Neuburg an der Donau über Lengenfeld und Sulzbach bis Weiden reichten.

Zu dieser Pfalz-Neuburg gehörte auch Hemau und war nun nicht mehr bayerisch.

Da Ottheinrich und Philipp noch minderjährig waren, wurde als vormundschaftlicher Regent zunächst ihr Großvater Kurfürst Philipp eingesetzt, ab 1508 dann Pfalzgraf Friedrich II.
Dieser bestätigt Hemau die alten Stadtrechte.

Am 26. Mai 1522 legte Friedrich II. sein Amt nieder und Ottheinrich, der später den Beinamen "der Großmütige" erhielt, konnte mit 20 Jahren die Regentschaft übernehmen.

 

Weitere interessante Informationen zur "Pfalz Neuburg" finden Sie unter www.junge-pfalz.de.

Sitzungssaal im Alten Rathaus, Wandfresko von Leo Katzmeier

Herzog Ottheinrich war ein leidenschaftlicher Anhänger der neuen Glaubenslehre Martin Luthers. Er erließ am 22. Juni 1542 schriftlich ein Gebot, worin er die Geistlichkeit der "Jungen Pfalz" aufforderte, die neue Lehre anzunehmen. Im Jahre 1544 trat er dem Schmalkaldischen Bund bei. So wurde die Pfalz protestantisch.

Die Leitung des gesamten Kirchen- und Schulwesens wurde einem lutherischen Kirchenrat übertragen. Knappe 80 Jahre später führte Herzog Wolfgang-Wilhelm (1578-1653), inzwischen der vierte Herzog der Pfalz-Neuburg, in der Zeit von 1615 bis 1620 den katholischen Glauben wieder ein. Er selbst trat bereits am 19. Juli 1613 zum katholischen Glauben über und heiratete am 11. November 1613 Magdalena, die Tochter Herzog Wilhelms V. von Bayern, eine strenge Katholikin. Öffentlich verkündete er seinen Glaubenswechsel aber erst am 25. Mai 1614 in Düsseldorf.

Durch Edikt vom 24. Dezember 1615 gestattete er den Bürgern zum katholischen Glauben zurückzukehren. Was anfangs noch Wunsch des Fürsten war, wurde bald zur Pflicht. Ratsherren, die sich weigerten, dem Protestantismus abzuschwören, wurden ihres Amtes enthoben, die freigewordenen Stellen mit Katholiken besetzt.
So kehrte bis 1620 der gesamte Nordgau und damit das Gebiet um Hemau zum katholischen Glauben zurück. Am 19. Mai 1621 erhielt Hemau auch wieder einen katholischen Pfarrer.

In der Zwischenzeit, nämlich um 1600, wurde die alte Burg der Grafen von Hirschberg mit Ausnahme der 130 Fuß hohen Hochwarte (Hexenturm) abgebrochen und an deren Stelle ein Schloss erbaut. Dieses Schloss wurde der Sitz der Pfleger und Richter von Hemau, später königliches Rentamtgebäude. Seit 1929 ist das Vermessungsamt darin untergebracht.

Von 1624 bis 1625 wurde durch Abt Lukas von Prüfening der Getreidespeicher bei dem Propsteigebäude und 1626 ein Zehentstadel hinter dem Propsteigebäude erbaut.

Im Jahre 1630 wurde ein drittes Tor nach Südwest errichtet, und zwar etwa dort, wo heute der Ringweg die Riedenburger Straße kreuzt.

Viel erdulden mußte die Stadt Hemau im 30-jährigen Krieg. Da gab es kaum einen Unterschied, ob verbündete oder feindliche Truppen hier lagerten. Im Juni 1632 erschienen erste kaiserliche Truppen, verlangten Quartier und Verpflegung, stellten Geldforderungen und verheerten sogar mutwillig unreife Felder.
Im August des gleichen Jahres ließ sich der kaiserl. Oberst Wanglael mit 2000 Soldaten für kurze Zeit hier nieder.

Im Februar 1633 wurde Hemau Stammquartier der Soldaten des Oberst von Pappenheim. Kurz darauf, am 8. März 1633, zog ein kaiserliches Heer unter Führung von Oberst Eltz mit 200 Reitern hier ein. Als dieser Oberst hier am 25. April 1633 verstorben war, wurde das Benehmen der Soldaten, vor allem der Offiziere, schier unerträglich. Sie erpressten Gelder und nahmen den Bauern das Vieh vom Felde weg.

Da die ständigen Kriegslasten für die kleine Stadt zu hoch wurden, wandte man sich an das Kloster Prüfening. Doch der Prälat von Prüfening verweigerte jede Hilfe.
Schließlich hatte man beim Rat zu Neuburg erreicht, dass die Truppen am 15. Mai 1633 abgezogen wurden. Zurück blieb lediglich eine Schutzgarde.

Am 18. Mai 1633 drangen jedoch erste Schweden vom oberen Tor aus in die Stadt ein, nahmen einen Teil der Schutzgarde gefangen und waren kurze Zeit später wieder aus der Stadt.

Als dies die im Haagholz liegenden "befreundeten" Truppen erfuhren, gaben sie den Bürgern der Stadt die Schuld, drangen am 20. Mai 1633 in die Stadt ein und terrorisierten die Bürger vier Tage lang. Sie erpressten und folterten, raubten und zerstörten alles, was nicht mitzunehmen war.
Hunger, Not und Elend waren über die Menschen von Hemau gekommen.

Ab 10. Juni 1633 belagerten wieder Soldaten des Oberst von Pappenheim die schon verarmte Stadt und blieben, bis sie erfuhren, dass die Schweden Kelheim genommen hatten. Da flohen sie in alle Richtungen.

Am 3. November 1633 erschienen Schweden, wahrscheinlich wieder ein kleinerer versprengter Truppenverband, zum zweiten Mal.
In den folgenden Wochen quälten, folterten, schändeten und mordeten sie Bürger der Stadt. Gleichzeitig plünderten und brandschatzten sie. Am 24. und 25. November wüteten diese Schweden so stark, dass 22 Bürger starben. Endlich kam der schwedische Leutnant Paller, der mit seinen ordentlichen Truppen in Neumarkt lag, zu Hilfe. Er versprengte diese Horden und stellte wieder Ordnung her.

In der Zwischenzeit, nämlich am 14. November 1633, war die Reichsstadt Regensburg von Herzog Bernhard von Sachsen, der an der Seite der Schweden kämpfte, genommen worden.Da kleinere schwedische Truppen Hemau immer wieder unsicher machten, bat man bei der feindlichen Führung um Schonung und Hilfe.
Herzog Bernhard legte zum Schutze Hemaus eine Sicherheitswache von 24 Mann nach Hemau.

Da diese Soldaten aber bald nicht mehr unterhalten werden konnten, wurden sie wieder abgezogen, und Hemau war diesen wild plündernden Verbänden erneut preisgegeben.

Die Schweden hielten sich bis zum 26. Juli 1634 in unserem Raum.

Endlich, zwischen dem 27. August und dem 2. September 1634, vereinigten sich die verbündeten Heere auf den Höhen der evangelischen Reichsstadt Nördlingen.
Dort wurden die Schweden entscheidend geschlagen, wobei sie 12.000 Mann verloren. Von da an wurden sie immer weiter nach Norden zurückgedrängt. Die Pfalz-Neuburg und Bayern waren endgültig befreit von diesem unmenschlichen Feind.

Hemau und Umgebung waren ausgebrannt, verwüstet, öde und leer. Nur wenige Höfe waren noch bewohnt, die Bürger arm, ausgehungert und wenig widerstandsfähig.
Im selben Jahre raffte noch eine fünf Monate anhaltende Pest die Hälfte der wenigen noch lebenden Menschen dahin.

Im Jahre 1637 verstarben weitere 140 Personen an der Pest. Heimkehrende "befreundete" Truppen zogen 1648 durch Hemau und verhielten sich kaum besser als die Schweden.
Hemau wurde im Jahre 1652 von der Pfalz-Neuburg an Bayern versetzt und dem Rentamt Straubing zugeteilt.

Im spanischen Erbfolgekrieg (1699) musste Hemau erneut Kriegslasten tragen. Immer wieder mußte durchziehenden Truppen Quartier gewährt werden. Hinzu kam die ständige Verpflegung der vielen Soldaten.

Als am 30. Dezember 1777 Max III. Josef der Vielgeliebte ohne Erben verstorben war - er war der letzte Kurfürst der altbayerischen Linie -, fielen die bayerischen Kurlande an den Regenten der Pfalz-Neuburg, Karl Theodor. So waren die Pfalz-Neuburg und Bayern nach fast 300 Jahren wieder unter einem Regenten vereint.

Sitzungssaal im Alten Rathaus, Wandfresko von Leo Katzmeier

Im Jahre 1791 fand die letzte Hinrichtung durch die hiesige Gerichtsbarkeit statt. Genannter "Felsenwastl vom Hammer", Nagelschmiedgeselle Sebastian Münz, musste wegen Mord, Raub und Brandstiftung seinen Kopf lassen.

Am 12. Februar 1799 wurde Karl Theodor beim Kartenspielen vom Schlag getroffen. Vier Tage später verstarb er. Da wurde Kurfürst Maximilian IV. Josef zum Regenten ausgerufen. Dieser zog am 20. Februar 1799 in München ein. An seiner Seite erhielt Graf Montgelas die Ernennung zum Staatsminister.

Das geschah zu einer Zeit, da Österreich gegen Frankreich Krieg führte und in Bayern 120.000 österreichische Soldaten standen. Dadurch musste sich Bayern zwangsläufig auf die Seite der Österreicher stellen. Doch bereits im Sommer 1800 gaben die Österreicher ganz Südbayern den Franzosen preis. Nach der Schlacht bei Hohenlinden bezog ein französisches Heer Winterquartier in Hemau und blieb bis zum 21. März 1801. Auch diese Truppen mussten mit Quartier und Verpflegung versorgt werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Soldaten verhielten sich diese Franzosen aber äußerst friedvoll.

Als am 25. Februar 1803 die Fürsten durch Reichsdeputationshauptschluss die Vollmacht erhalten hatten, sämtliche in ihrem Gebiet gelegenen Klöster zu säkularisieren, machte auch Fürst Max IV. Josef von dieser Befugnis Gebrauch. Dahinter stand mehr der Minister Graf Montgelas. Freilich, zu wenig Geld war in der Staatskasse und zu herausfordernd war der Reichtum der vielen Klöster. Dieser Beschluss wurde am 21. März 1803 auch in der Propstei in Hemau bekanntgegeben. Sämtliche zum Kloster Prüfening gehörende Besitztümer wurden verkauft.

Die Ordensgeistlichen zerstreuten sich in alle Richtungen. Danach wurde das Propsteigebäude erst zum Pflegamt, später zum Landgerichtsgebäude umgewandelt.

Durch den erneut ausgebrochenen Krieg zwischen Frankreich und Österreich, bei dem sich Bayern an die Seite Frankreichs stellte, hatte Hemau durch Einquartierungen und Durchmärsche wieder viel zu erdulden, besonders im Herbst des Jahres 1805, als starke bayerische Truppen durch Hemau nach Franken vorrückten, um sich dort mit den französischen Truppen zu vereinigen.

Im Frieden zu Preßburg am 26. Dezember 1805 wurde Bayern zum Königreich erhoben und Kurfürst Maximilian IV. am 1. Januar 1806 als König Maximilian I. von Bayern ausgerufen. Dies wurde in Hemau gleichzeitig mit einem Friedensfest gebührend gefeiert.

Das Königreich Bayern wurde am 21. Juni 1808 in 15 Kreise eingeteilt. Die Pfalz-Neuburg verlor nun endgültig seine Selbständigkeit. Hemau gehörte weiterhin zum Regenkreis, der seinen Sitz in Straubing hatte.

Auch im dritten Krieg zwischen Frankreich und Österreich musste Hemau 1809 große Opfer bringen. Große Heeresverbände französischer und österreichischer Herkunft, die im Wechsel hier Quartier bezogen, mussten verpflegt werden.

Am 9. Oktober 1810 kam die Prinzessin von Sachsen-Altenburg durch Hemau, wo sie als hohe Braut des Kronprinzen Ludwig von Bayern, des späteren Königs Ludwig I., gefeiert wurde.

Die Formationsedikte der Jahre 1812 und 1817 beschränkten die bayerischen Kreise auf acht, wobei Hemau zwar beim Regenkreis belassen wurde, jedoch dem Generalkommissariat Regensburg unterstellt wurde.

Am 12. Oktober 1825 verstarb Maximilian I. und Ludwig I. bestieg den Thron.

Durch eine neue Kreiseinteilung im Jahre 1837 wurde die Oberpfalz mit der Hauptstadt Regensburg gebildet. Hemau kam wieder ganz zur Oberpfalz und zum Regierungsbezirk Regensburg und wurde nun richtig oberpfälzisch. Von nun an blieb Hemau auch von Kriegen verschont und konnte sich wieder frei entwickeln.

Aufgrund der inneren Unruhen im Lande legte Ludwig I. am 20. März 1848 die Krone nieder und König Maximilian II. bestieg den bayerischen Thron.

Im September 1858 kam König Maximilian II. auf einer Reise nach Würzburg durch Hemau.

In den Jahren 1914 bis 1918 blieb Hemau zwar weitgehend vom Krieg verschont, doch mussten viele Söhne unserer Stadt ihr Leben im Feld lassen. Auch im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) blieb Hemau von Feindberührung und Bombenangriffen verschont. Besonders zu betrauern sind die extrem vielen Soldaten unserer Stadt, die in diesem Krieg gefallen sind.

Am 24. April 1945 marschieren die Amerikaner von der Nürnberger Straße her in Hemau ein.

Während der Gebietsreform von 1972 bis 1978 wurde der alte "Distrikt Tangrintel" durch die neue Großgemeinde weitgehend wieder hergestellt.